Die zunehmenden Beschränkungen für den Einsatz von Chemikalien wie Pestiziden sorgen für große Aufmerksamkeit. Bei einigen Mitteln gab es schon immer starke Beschränkungen. Resistente und wiederauftretende Schädlinge sowie die Entwicklung von zweitrangigen Schädlingen zu Hauptschädlingen sind ein Dauerthema. Aber es gibt eine Lösung für den Umgang mit Schädlingen in deinem Erzeugerbetrieb, bei der dein wirtschaftlicher Wert, die Umwelt und die besten Praktiken für Nachhaltigkeit berücksichtigt werden.
Was ist integrierter Pflanzenschutz?
Integrierter Pflanzenschutz (IPS) ist ein ganzheitlicher Ansatz zur Schädlingsbekämpfung, bei dem verschiedene Methoden zur Reduzierung von Schädlingspopulationen zum Einsatz kommen, um den Pestizideinsatz zu minimieren. Damit kannst du die jeweils entscheiden, wie du einen Schädling, auf die wirtschaftlichste, effizienteste und nachhaltigste Art vernichten oder beschränken kannst.
Die Verfahren sind nicht neu, sondern wurden schon vor der Entwicklung von Pestiziden seit Menschengedenken angewandt. Pestizide waren eine große Hilfe. Aber die Kosten für Pestizide steigen und es entwickeln sich immer mehr Resistenzen dagegen. Es ist ganz klar, dass jetzt alle Möglichkeiten geprüft werden müssen.
Wie stelle ich einen guten IPS-Plan auf?
Mit einem guten IPS-Plan kannst du genau das tun. Durch Monitoring und Management von Schädlingen anstelle ihrer Beseitigung kannst du Kosten sparen, die Umwelt schonen und der Gesundheit von Menschen, Tieren und Nützlingen gerecht werden. Ein guter IPS-Plan entsteht in 5 grundlegenden Schritten:
- Beobachte die Umwelt
- Bestimme Schädlinge, die eine Bedrohung darstellen können
- Schätze den möglichen Verlust oder Schaden ab
- Setze eine Behandlungsstrategie um
- Bewerte den Erfolg
Die meisten von euch sind keine Neulinge in der Landwirtschaft, einige der Obstanlagen bestehen schon lange, und ihr habt bereits einen Plan für die Bestandskontrolle und Fallen zur Überwachung. Ihr wisst, welche Schädlinge in eurem Gebiet vorkommen, wann sie sich aufgrund günstiger Wetterbedingungen vermehren und auf welche Schädlinge ihr bei euren Fruchtfolgen achten müsst.
Erst beim Bewertungsschritt fangen wir wirklich an, Entscheidungen zu treffen. Wenn wir bestimmte Schwellenwerte erreichen. Dies ist ein entscheidender Schritt, denn hier legst du fest, wo die Bekämpfung ansetzen soll. Eine Beratung durch Expert:innen ist hier unerlässlich. Manchmal reicht schon ein niedriger Schwellenwert wie 5 Schädlinge pro Hektar aus, um Maßnahmen ergreifen zu müssen, und dann muss es muss schnell gehen.
Wenn du eine Behandlungsstrategie umsetzt, kann dies vor, während oder nach dem Aufgang der Saat geschehen. Bei der Bekämpfung eines Schädlings musst du den Lebenszyklus des Schädlings, seine Fressfeinde, mögliche Schäden oder Ernteverluste und die Wetterbedingungen berücksichtigen.
Ein IPS-Plan mag im Vergleich zur sofortigen Ausrottung mit Chemikalien langsamer zum Ziel führen und etwas aufwändiger sein als ein rasches Besprühen. Auf lange Sicht ist er in der Regel jedoch effektiver und wirtschaftlicher. Zu beachten ist auch unbedingt, dass eine gestresste Pflanze Schädlinge anzieht. Daher spielt die Pflanzengesundheit eine entscheidende Rolle in deinem Plan zur Schädlingsbekämpfung.
Die folgenden Methoden zur Schädlingsbekämpfung sind die grundlegenden Säulen einer Behandlungsstrategie:
Bestandspflege: Dazu gehören Dinge wie die Aufrechterhaltung einer guten Hygiene in der Obstanlage, das Entfernen und Vernichten von befallenen Früchten und der Rückschnitt zur Verbesserung der Luftzirkulation. Eine gute Vorbereitung des Bodens durch die Schaffung günstiger Bedingungen für das Gedeihen der Pflanzen. Achte wenn möglich auf eine gute Fruchtfolge oder arbeite mit Untersaaten oder Dauerbegrünung, die die in deiner Obstanlage vorkommenden Schädlinge abwehren (Mischkultur). Entferne Pflanzen, die diese Schädlinge begünstigen, damit sie nicht zu Wirten werden.
Mechanische/physische Bekämpfung: Ob du es glaubst oder nicht, aber eine gute Bewässerung dient der mechanischen Bekämpfung von Schädlingen: Blattläuse und andere Insekten ernähren sich normalerweise auf der Blattunterseite. Wenn du deine Sprühdüsen in gut etablierten Obstanlagen auf eine etwas stärkere Tröpfchengröße einstellst, kannst du die kleinen Schädlinge von den Blättern vertreiben. Wenn du die Schädlinge von Hand abziehst, solange ihre Zahl gering ist oder sie sich im Ei- oder Larvenstadium befinden, verursacht dies das zwar Arbeitskosten, aber es erspart dir Ernteschäden und die Kosten für Pestizide. Fallen werden nicht nur zur Überwachung eingesetzt, sondern auch, um den Schädling von der Ernte wegzulocken. Du kannst auch Barrieren aufstellen, z. B. aus Alufolie, um hier und da Blattläuse abzuwehren.
Biologische Bekämpfung: Dabei werden natürliche Fressfeinde wie Marienkäfer, Spinnen, Florfliegen und Vögel sowie Parasiten wie Schlupfwespen und Krankheitserreger zur Schädlingsbekämpfung eingesetzt. Diese werden oft auf ungespritzten Feldern als vorbeugende Maßnahmen eingesetzt.
Und ja, bei richtiger Anwendung …
Chemische Bekämpfung: Der Einsatz von Pestiziden sollte so gering wie möglich gehalten werden und gezielt auf den jeweiligen Schädling ausgerichtet sein. Achte darauf, dass die verwendeten Pestizide in deinem Land zugelassen sind und setze sie gemäß den Herstelleranweisungen ein. es empfiehlt sich, bei der Schädlingsbekämpfung Pestizide mit unterschiedlichen Wirkmechanismen im Wechsel einzusetzen (siehe z.B. https://irac-online.org/mode-of-action/classification-online/, auf Englisch). Wenn eine Schädlingsbekämpfung zu Beginn der Saison erforderlich ist, wird oft gebeiztes Saatgut statt einer Blattspritzung empfohlen, um ein einladendes Umfeld für die natürlichen Feinde zu schaffen, in dem sie ihre Arbeit verrichten können. Natürliche Feinde können durch punktuelles Sprühen oft gefördert werden und es sollte wirklich nur gesprüht werden, wenn alles andere versagt.
Zusammenfassung
Wenn Chemikalien nur dann eingesetzt werden, wenn es wirklich unumgänglich ist, wird die Entwicklung von Resistenzen in der Schädlingspopulation verringert und die Wirksamkeit der Pestizide verlängert. Die Häufigkeit der Anwendung hängt von der jeweiligen Schädlingspopulation, der Schwere des Befalls und den Bedingungen in der Obstanlage ab.
Ebenso sollten bei der Entwicklung eines Schädlingsbekämpfungsplans für Obstanlagen die aktuellen klimatischen Bedingungen berücksichtigt werden. Die Beobachtung des Wetters und der Umgebung der Obstanlage kann bei der Vorhersage helfen, wann die Schädlinge am aktivsten sind und wann Maßnahmen zur Bekämpfung ergriffen werden sollten.
Letztendlich ist alles eine Frage der Kosten. Die Kosten für das Verfahren zur Schädlingsbekämpfung sollten mit den möglichen wirtschaftlichen Verlusten durch einen Schädlingsbefall abgewogen werden.
Wir empfehlen dir eine Beratung durch Expert:innen/Berater:innen zur Schädlingsbekämpfung und die Beobachtung der Umgebung der Obstanlage sowie der Marktsituation, um die beste Entscheidung zum Schutz der Obstanlage zu treffen.