Spanien treibt die digitale Berichterstattung für Pflanzenbehandlungen voran und fördert sie in der Saison 2024 bei 800.000 Erzeugerbetrieben.Diese tiefgreifende Änderung bietet große Chancen für die Transparenz in der gesamten Lieferkette.
Spanien stellt damit die Weichen für eine bessere landwirtschaftliche Berichterstattung.
Im Dezember 2023 führte der spanische Garantiefonds für die Landwirtschaft (Fondo Español de GarantÃa Agraria, FEGA) ein Online-Portal namens SIEXein. Dieses Tool ermöglicht es Erzeuger:innen, monatliche Berichte über Pflanzenschutzmaßnahmen abzugeben.In diesem Jahr (2024) gibt es zahlreiche Anreize für Landwirt:innen, das neue, zentrale System zu nutzen. So werden sie auf die Zukunft vorbereitet, in der monatliche digitale Berichterstattung verpflichtend sein wird.Erzeuger:innen nutzen dazu ein „digitales Notizbuch“ (Cuaderno Digital de Explotación, CUE), in dem anhand der eindeutigen ID des Betriebes automatisch die Grenzen der Felder und Schläge visualisiert werden. Dadurch wird es einfacher und weniger fehleranfällig, den Einsatz von Pflanzenschutzmaßnahmen zu dokumentieren.Spanien ist eines der wichtigsten Länder in der europäischen Lebensmittelproduktion. Die Einführung eines standardisierten Prozesses für das Management von Pflanzenschutz- und Erntedaten ermöglicht es, diese einfach zu teilen und an anderen Stellen der Lebensmittel-Lieferkette weiter zu verwenden. Entscheidend ist, dass diese Veränderung gleichzeitig das Recht auf Datenschutz der Betriebe respektiert und den Verwaltungsaufwand für die Erzeuger:innen nicht erhöht.
Wie sieht die Rückverfolgbarkeit von Frischware heute aus?
Weltweit fordern Verbraucher:innen mehr Transparenz darüber, wie ihr Essen produziert wurde. Das gilt besonders für Frischware.Es ist allerdings keine leichte Aufgabe, den Verbraucher:innen Informationen über die Verarbeitung von Frischware bereit zu stellen.Anbieter von globalen Lösungen haben dafür Richtlinien erstellt, etwa die GS1 mit ihrer Fresh Fruit and Vegetable Traceability Guideline (Richtlinie zur Rückverfolgbarkeit von frischem Obst und Gemüse).Die folgende Abbildung ist eine vereinfachte Darstellung der Lieferkette von landwirtschaftlichen Erzeugnissen mit immerhin 15 Schritten zwischen Erzeugerbetrieb und Endkund:innen. Blau markiert sind die drei globalen Standards, die GS1 für die Verwaltung der Codes von Produkten, Orten und Transportcontainern nutzt. Diese sind weiter unten näher beschrieben.Wenn diese Standards über alle 15 Schritte hinweg korrekt angewendet werden, ermöglichen sie es den Verbraucher:innen, einen QR-Code zu scannen und direkt zu sehen, in welchem Erzeugerbetrieb ein Apfel gewachsen ist.
Abbildung von GS1
GTIN
Global Trade Item Number (globale Artikelnummer): Für Produkttypen auf jeder Verpackungsebene, z. B. Verkaufseinheit, Verpackungseinheit, Kiste, Palette.
Die globale Artikelnummer ermöglicht eine Identifikation auf Produktebene, was für die Bestandsführung ebenso hilfreich ist wie für die Rückverfolgbarkeit von Chargen zum Erzeugerbetrieb.
GLN
Global Location Number (globale Standortnummer): Tatsächliche Orte (landwirtschaftliche Betriebe, Schläge, Lagerhäuser, etc.)
SSCC
Serial Shipping Container Code (Nummer der Versandeinheit): Logistische Einheiten oder Versandeinheiten sind Gruppen von Produkten bzw. Artikeln, die für die Lagerung oder den Transport zusammen verpackt wurden, zum Beispiel in Kisten, Paketen oder auf Paletten.
Beispiel GS1 DataBar Expanded Stacked Barcode.
Rückverfolgung auf dem nächsten Level
Für Verbraucher:innen, die genau wissen wollen,wo ihr Essen angebaut und wie weit es transportiert wurde, gibt es bereits jetzt zufriedenstellende Lösungen – zumindest solange die Daten über die vielen Zwischenschritte hinweg konsequent und einheitlich verwaltet werden.Dennoch gibt es viele Daten, die bisher nicht einfach über die gesamte Lieferkette weitergegeben werden können.Informationen über die Arten von Pestiziden und Düngemitteln, die im Erzeugerbetrieb verwendet werden, werden für Verbraucher:innen immer wichtiger. Allerdings werden diese aktuell noch nicht vom landwirtschaftlichen Betrieb (oder einem Zulieferer) eingeholt und effizient über die ganze Lieferkette weitergegeben.Ebenso hat derzeit niemand in der Lieferkette, am wenigsten die Endverbraucher:innen, die Möglichkeit zu prüfen, welche Anbaumethoden und landwirtschaftlichen Praktiken im Schlag angewendet werden.
Diagramm aus „Bridging the Gaps in Traceability Systems for Fresh Produce Supply Chains“, veröffentlicht in Applied Agri-Technologies 2.
Um diese Transparenz-Lücke zu schließen erhalten im ersten Schritt Erzeugerbetriebe die Möglichkeit, diese Informationen einfach und in einem Standardformat zu melden, damit die Daten dann effektiv gesammelt und weitergegeben werden können.Das ist der Grund, warum die aktuellen Änderungen in den Meldeprozessen für Spaniens Landwirtschaft so eine tiefgreifende Bedeutung haben.Die Daten, die Verbraucher:innen haben wollen, um ihre Kaufentscheidung zu treffen, sind nur im Erzeugerbetrieb verfügbar.Niemand sonst in der Lieferkette kann darüber Auskunft geben, welche chemischen Mittel eingesetzt wurden, um diesen Apfel im Supermarkt während seines Wachstums vor Insekten zu schützen. Nur die Erzeuger:innen haben diese Information.Die sind allerdings auch mehr als ausgelastet mit all den anderen Compliance-Aufgaben, um ihre Ernte verkaufen zu dürfen. Mehr Dokumentationsaufwand im Erzeugerbetrieb kann also nicht die Lösung sein.
Wenn wir die Berichterstattung zur Einhaltung der Vorschriften standardisieren und digitale Lösungen einsetzen, um den Arbeitsaufwand im Betrieb zu reduzieren, können wir die Datenlücke schließen und Verbraucher:innen die Antworten geben, die sie verlangen.
Transparenz im Erzeugerbetrieb wird das Vertrauen stärken
Wie bei jeder Art von Kommunikation ist Vertrauen in den Inhalt und den Überbringer der Nachricht entscheidend.Dabei werden nicht alle Akteure in der Lieferkette von den Verbraucher:innen als gleich vertrauenswürdig eingestuft.Im Jahr 2021 führte ein Team von EIT Food eine Umfrage in 18 europäischen Ländern durch, bei der über 20.000 Verbraucher:innen befragt wurden: den Trust Report.In der Umfrage wurde das Vertrauen der Verbraucher:innen in die 4 Hauptgruppen innerhalb der Lebensmittel-Lieferkette abgefragt: Erzeugerbetriebe, Einzelhändler, Hersteller und Behörden.Die Untersuchung ergab, dass das Vertrauen in die Erzeuger:innen durchgehend höher war als in die anderen Gruppen.Insbesondere vertrauen die Europäer:innen den Landwirt:innen in 67 % der Fälle, während weniger als die Hälfte der Verbraucher:innen (48 %) den Behörden und Herstellern vertrauen.In Spanien ist der Unterschied sogar noch größer, hier vertrauen 81 % der Verbraucher:innen den Erzeuger:innen.
Es gilt also die Daten, die bisher nur im Erzeugerbetrieb verfügbar sind, sicher weiterzugeben, ohne die Erzeuger:innen mit weiterer Bürokratie zu belasten und gleichzeitig ihr Recht auf Datenschutz zu bewahren.Ein Teil der Lösung ist es, existierende Programme und Anbieter einzubeziehen, wie etwa GS1, und diesen zu ermöglichen, unkompliziert weitere Daten direkt von den Betrieben zu erhalten.Das setzt natürlich voraus, dass die landwirtschaftlichen Betriebe digitales Datenmanagement einsetzen.Wenn Erzeuger:innen Daten mit Hilfe einer Farm Management Software (FMS) erfassen, bietet diese die Möglichkeit, existierende Systeme zu integrieren und mit Hilfe von sicheren APIs auf die Daten zuzugreifen.Diese moderne Art des Datenaustauschs ermöglicht es den Betrieben, nur den vertrauenswürdigen Partnern in ihrer Lieferkette Zugriff auf die Daten zu geben.
Die Initiative in Spanien, mit der 2024 die digitale Berichterstattung in 800.000 landwirtschaftlichen Betrieben gefördert wird, ist der Versuch eines ganzen Landes, diese Herausforderung zu lösen.Das SIEX-Projekt für spanische Erzeugerbetriebe hat zum Ziel, die Daten auf Betriebsebene sicher zu verwalten und sie für wichtige Akteure der Branche nutzbar zu machen, während gleichzeitig die Datenschutzrechte der Erzeuger:innen gewahrt werden.
Schließlich müssen wir uns darauf vorbereiten, in Zukunft Daten über den ökologischen Fußabdruck der von uns produzierten Lebensmittel weiterzugeben.Daher sind Informationen zu Pestizid- oder Düngeranwendungen ein zentraler Teil der Daten, die über die Lieferkette hinweg weitergegeben werden.Wenn wir diese Herausforderungen erfolgreich meistern, werden Akteure an allen Punkten der Lieferkette von den Daten der Betriebe profitieren. Sie erhalten dann nicht nur Informationen über Menge und Qualität der Lebensmittel, sondern auch zu bestimmten Compliance-Anforderungen, die sich auf den Anbau beziehen. Letztlich bietet dies den Verbraucher:innen neue Möglichkeiten, nicht nur zu erfahren, wo ihr Essen angebaut wurde, sondern auch wie.
Wie kannst du eine bessere Rückverfolgbarkeit in der Lieferkette unterstützen?
Landwirtschaft gibt es in jedem Land der Welt (die einzigen bekannten Ausnahmen sind Monaco und der Vatikanstaat).In den kommenden Jahren werden vermutlich immer mehr Länder ähnliche Maßnahmen ergreifen wie die große Agrarnation Spanien. In Europa gibt es bereits Anzeichen dafür, dass die Schweiz und Österreich schnell folgen werden. Beide planen eigene Projekte, die dem spanischen SIEX ähneln.Allerdings musst du nicht warten, bis das Landwirtschaftsministerium in deinem Land Veränderungen anordnet, bevor du deinen Erzeugerbetrieb für eine verbesserte Rückverfolgbarkeit in der Lieferkette bereit machst.
Wenn du in einem Erzeugerbetrieb arbeitest:
- Standardisiere deine Daten, um dich auf Compliance-Anforderungen zum Beispiel für Pflanzenschutzanwendungen vorzubereiten
- Finde eine FMS (Farm Management Software) die es dir ermöglicht, die Daten zu Schlägen, Pflanzen, Ernten und Pflanzenschutzmaßnahmen ganz einfach zu verwalten
- Informiere dich über globale Standards wie die Harmonized Produce Safety Standards (harmonisierte Produktsicherheitsstandards) von GlobalG.A.P., um herauszufinden, wie du dich auf zukünftige Compliance-Anforderungen vorbereiten kannst, die das Datenmanagement in deinem Betrieb verändern werden.
Wenn du weiter hinten in der Lieferkette arbeitest:
- Die „Produce Traceability Initiative“ (Initiative zur Rückverfolgbarkeit von Obst und Gemüse) bietet kostenlose Unterlage und Hilfestellungen für Verpacker, Lieferanten, Groß- und Einzelhändler
Die International Fresh Produce Association (IFPA, Internationale Vereinigung für Frischware) bietet Webinare an, die Praxisbeispiele der Rückverfolgbarkeit für verschiedene Akteure entlang der Lebensmittel-Lieferkette vorstellen.
Die globale Lebensmittel-Lieferkette wird sich anpassen müssen, um standardisierte Daten für viel mehr zu nutzen als nur dafür, nachzuweisen, welche Lebensmittel produziert wurden und woher sie kamen.Die Information, wie welche Kultur im Schlag behandelt wurde, werden bald über das ganze Netz der Akteure weitergegeben und organisiert werden müssen.Um das sicher zu gewährleisten, ohne die Erzeuger:innen zu überfordern, wird digitales Datenmanagement im landwirtschaftlichen Betrieb und in der Folge auch digitale Konformitätsberichterstattung allgemein verbreitet werden müssen.
Ãœber Farmable:
Farmable ist ein führender Anbieter von Farm Management Software. Wir ermöglichen Erzeuger:innen, ihre Betriebe effizient zu verwalten und gleichzeitig gesetzliche Vorschriften einzuhalten.Farmable lässt sich in Spanien mit dem CUE (digitalen Notizbuch) verbinden und versteht sich als Teil der globalen digitalen Transformation der Landwirtschaft.Du kannst die Farmable App in 10 Sprachen herunterladen und mit unserem kostenlosen, nutzerfreundlichen Tool sofort anfangen, die Daten deines Erzeugerbetriebs zu verwalten.
Wenn du mehr über den Veränderungsprozess in der spanischen Landwirtschaft erfahren möchtest, lies diesen Artikel dazu:800.000 Erzeugerbetriebe stellen 2024 auf digitale Landwirtschaft um