Die CSDR-Richtlinie tritt im Jahr 2024 in Kraft. Erzeugerbetriebe auf der ganzen Welt werden in den kommenden Jahren die Auswirkungen spüren.
Es gibt schon länger Richtlinien zur ESG-Berichterstattung in Europa. In den letzten zehn Jahren galt für viele europäische Unternehmen die Richtlinie zur nichtfinanziellen Erklärung (non-financial reporting, NFR), die die Transparenz in Bezug auf ökologische und soziale Themen fördert.
Im Jahr 2022 wurde mit der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD), der Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen, eine aktualisierte Version der NFR verabschiedet. Die CSRD ist eine verbindliche Vorgabe zur Berichterstattung, die von allen EU-Mitgliedsstaaten verabschiedet werden muss und ab dem Berichtsjahr 2024 anzuwenden ist.
Was ändert sich bei der CSRD?
Hier sind drei wichtige Unterschiede zwischen der bisherigen NFR-Richtlinie und der kürzlich verabschiedeten CSDR.
1. Erweiterter Geltungsbereich:
Die CSRD betrifft ungefähr 50.000 Unternehmen direkt und hat auf sehr viele weitere einen indirekten Einfluss. Zum Vergleich: Die NFR-Richtlinie hat ungefähr 11.000 Unternehmen betroffen. CSRD gilt sowohl für börsennotierte als auch für nicht börsennotierte Unternehmen sowie für Unternehmen außerhalb der EU, die einen erheblichen Umsatz (>150 Millionen Euro) innerhalb der EU erzielen.
2. Mehr Angaben erforderlich:
Unternehmen müssen detailliert über verschiedene soziale Themen und Nachhaltigkeitsfaktoren berichten. Eine der wichtigsten Änderungen ist die neue Verpflichtung, über die „Scope 3“-Emissionen zu berichten. In der Vergangenheit wurden bereits Scope 1 und 2 gefordert, aber was ist mit Scope 3-Emissionen gemeint?
Scope 1: Direkte Emissionen aus Quellen, die dem Unternehmen gehören oder von ihm kontrolliert werden
Scope 2: Indirekte Emissionen aus dem von einem Unternehmen eingekauften Strom oder anderen Energieformen.
Scope 3: Indirekte Emissionen aus Aktivitäten in der Lieferkette eines Unternehmens (bei großen Lebensmittelherstellern sowie Verarbeitern, Einzelhändlern und Großhändlern aus der Lebensmittelbranche sind dies landwirtschaftliche Betriebe)
3. Prüffähige Berichte:
Unternehmen müssen die von ihnen übermittelten Daten extern prüfen lassen, um sicherzustellen, dass sie glaubwürdig sind. Das bedeutet, dass es neue Audits geben wird, die die Gültigkeit der von den Unternehmen gemeldeten Daten in der Lieferkette beurteilen. (Richtig, es werden noch mehr Auditor:innen vor deinem Hoftor stehen.)
Die wichtigsten Erkenntnisse für landwirtschaftliche Betriebe:
Wenn dein Erzeugerbetrieb Produkte an europäische Unternehmen wie Einzelhändler, Großhändler oder Lebensmittelhersteller liefert, musst du damit rechnen, dass du indirekt von den CSRD-Berichtspflichten betroffen bist und entsprechend geprüft wirst.
Ganz egal, wo sich dein Betrieb befindet.
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Mehr zu Farmable ProMehr als 50.000 Unternehmen sind betroffen
Unmittelbar werden mehr als 50.000 Unternehmen die CSRD umsetzen müssen.
Die Anforderungen werden schrittweise von 2024 bis 2028 eingeführt, abhängig von der Größe des Unternehmens.
1) Ab dem 1. Januar 2024:
Große, börsennotierte Unternehmen mit mehr als 500 Beschäftigten, also diejenigen, die bereits unter die NFR-Richtlinie fallen. Im Agrar- und Ernährungssektor werden dies vor allem größere Einzelhändler und Lebensmittelhersteller sein.
2) Ab 1. Januar 2025:
Im Wesentlichen alle anderen großen Unternehmen, egal ob börsennotiert oder nicht, die mindestens 2 der folgenden Kriterien erfüllen:
- Mehr als 250 Mitarbeiter:innen
- Mehr als 40 Millionen Euro Jahresumsatz
- Mehr als 20 Millionen Euro Gesamtvermögen
Im Agrar- und Ernährungssektor sind das hauptsächlich Großhändler und Lebensmittelverarbeiter.
3) Beginnend am 1. Januar 2026 (mit einer Nichtanwendungsoption bis 2028)
Börsennotierte kleinere und mittelständische Unternehmen mit mehr als 10 Mitarbeiter:innen oder 20 Millionen Euro Umsatz
Im Agrar- und Ernährungssektor sind das vor allem Vertriebsunternehmen, Exporteure und Großhändler.
4) Ab dem 1. Januar 2028
Nicht-EU-Unternehmen mit großen Tochtergesellschaften mit > 150 Millionen Euro Jahresumsatz auf dem EU-Markt.
Im Agrar- und Ernährungssektor sind das hauptsächlich globale Unternehmen der Lebensmittelherstellung.
Sind Erzeugerbetriebe wirklich von der CSDR betroffen?
Ja. Und zwar im großen Stil. Wenn Lebensmittelunternehmen die Emissionen aus ihrer Lieferkette bewerten, stehen landwirtschaftliche Betriebe ganz oben auf der Liste der Verursacher.
Ich zitiere hier eine gut gemachte Infografik von Regrow, die die Auswirkungen von landwirtschaftlichen Aktivitäten auf die Scope-3-Emissionen eines Lebensmittelunternehmens zeigt.
Dazu kommt: Von den 3 unterschiedlichen Scopes, mit denen Emissionen in der CSRD eingeteilt werden, machen diese Scope-3-Emissionen aus der Lieferkette ungefähr 90 % der Gesamtemissionen eines Lebensmittelunternehmens aus.
Rechnen wir mal kurz nach: 71 % von 90 % = 64 %. 64 % der Emissionen von Lebensmittelunternehmen werden also bei einem landwirtschaftlichen Betrieb erzeugt.
Und die großen Unternehmen sind verpflichtet, ab 2024 über diese Emissionen Bericht zu erstatten.
Einzelhändler, Großhändler, lebensmittelverarbeitende Betriebe und Lebensmittelhersteller ab einer bestimmten Größe müssen die Anforderungen bereits 2024 erfüllen. Das bedeutet, die Prüfer:innen der Berichte für das Geschäftsjahr können bereits im Jahr 2025 Daten von den Betrieben anfordern.
Was das für dich heißt? Bereite dich darauf vor, Daten über den ökologischen Fußabdruck deines Betriebs weiterzugeben, z. B. über den Verbrauch von Düngemitteln, Wasser und Energie.
Über CSRD hinaus
Die CSRD wird sich auf die Daten auswirken, die für diese Saison von Erzeuger:innen verlangt werden. Das ist aber nur einer von mehreren Faktoren, die den Bedarf an Datenmanagement in deinem Betrieb erhöhen.
1. Standards des International Sustainability Standards Board (ISSB): Das IFRS hat ISSB eingeführt, die im Juni 2023 angekündigt wurden. Ziel der ISSB ist es, einen gemeinsamen, internationalen Standard für die Nachhaltigkeitsberichterstattung zu schaffen, der den Kapitalmärkten als Entscheidungshilfe dienen kann. Mit der CSRD will Europa im Einklang mit den ISSB-Standards sein, und die beiden Rahmenwerke hängen eindeutig zusammen. Die ISSB-Standards selbst sind nicht verpflichtend, aber sie wurden bereits von 5 Ländern übernommen und 11 weitere Länder haben vor, das Rahmenwerk entweder auf freiwilliger oder verpflichtender Basis zu übernehmen, so die Aussage von S&P Global. Wir können davon ausgehen, dass die großen öffentlichen und privaten Unternehmen weltweit den Druck und bald auch die Notwendigkeit verspüren werden, nach den ISSB-Standards zu berichten. Bereite dich darauf vor, Daten über den ökologischen Fußabdruck deines Erzeugerbetriebs weiterzugeben, z. B. über den Verbrauch von Chemikalien, Düngemitteln, Wasser und Energie.
2. GAP-Subventionen:In Europa sind zwar noch nicht alle Details geklärt, aber es ist sicher, dass die GAP-Subventionen in naher Zukunft an Umweltindikatoren gekoppelt sein werden. Wenn du einen Vorteil für GAP-Zahlungen haben und deinen Anspruch maximieren willst, solltest du als Erzeuger:in darauf vorbereitet sein, über den Einsatz von Chemikalien, Wasser und Energie zu berichten.
3. Berichterstattung für EU-Mitgliedstaaten: Während die SUR-Gesetzgebung im letzten Jahr abgelehnt wurde, bleibt der Trend zur Offenlegung von Pflanzenbehandlungen über offizielle Regierungskanäle ungebrochen. In der ganzen EU entwickeln und nutzen nationale Teams Instrumente, die Anreize für landwirtschaftliche Betriebe bieten, über den Einsatz von Pestiziden und Düngemitteln zu berichten. Und während heute mit Anreizen gearbeitet wird, werden die freiwilligen Programme von heute schon ab 2026 zur Pflicht für landwirtschaftliche Unternehmen.
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- Lies hier, wie die Schweiz sich mit DigiFLUX auf die digitale Betriebsberichterstattung vorbereitet.
4. Climate Corporate Data Accountability Act (California SB 253): Kaliforniens Wirtschaftsleistung ist eine der größten weltweit. Mit Beschluss vom Oktober 2023 muss jedes Unternehmen, das in Kalifornien tätig ist und einen Jahresumsatz von 1 Milliarde US-Dollar überschreitet, ab 2026 über die Emissionen der Bereiche 1, 2 und 3 berichten. Das bedeutet, dass große Unternehmen wie Lebensmitteleinzelhändler und Hersteller verpflichtet sein werden, Daten über die Nachhaltigkeit ihrer Lieferketten zu sammeln und weiterzugeben.
Weltweit gibt es also eine Flut von neuen Vorschriften. Für jede dieser Maßnahmen werden Nachhaltigkeitsdaten von Erzeugerbetrieben benötigt. Aber das Letzte, was ein landwirtschaftlicher Betrieb braucht, ist noch mehr Verwaltungsaufwand.
Der Papierkram ist die eigentliche Herausforderung
Das zentrale Problem dabei ist, dass der Großteil der Betriebe ihre Daten tatsächlich noch mit Papier verwaltet, oder bestenfalls mit Excel-Tabellen.
Umfragen von Farmable bei europäischen Erzeugerbetrieben zeigen, dass mehr als 80 % der Obst- und Gemüsebauern und -bäuerinnen Papier und Tabellenkalkulationen als Hauptinstrumente für das Datenmanagement verwenden.
Das muss sich ändern.
Mit Gesetzesänderungen wie der CSRD werden noch mehr Betriebsdaten Gegenstand von Prüfungen sein. Die Datenqualität für den Einsatz von Chemikalien, Düngemitteln und Wasser wird regelmäßig überprüft werden. Aufzeichnungen auf Papier sind nicht nur zeitintensiv, sondern auch fehleranfällig und lassen sich nur schwer sicher weitergeben.
Um landwirtschaftliche Betriebe zur Einführung digitaler Datenmanagementprozesse zu bewegen, hat die EU Rechtsvorschriften erlassen, die vorgeben, dass landwirtschaftliche Betriebe elektronische Dokumentationfür Ernteanträge ab dem 1. Januar 2026 verwenden müssen.
Wie du deinen Betrieb auf die Einhaltung der Vorschriften vorbereitest
Landwirtschaftliche Teams brauchen einfach zu bedienende, mobile Lösungen, die auch auf dem Feld oder im Schlag genutzt werden können.
In der Vergangenheit hat die Verlagerung der Konformitäts-Anforderungen zu den Erzeugerbetrieben einen höheren Verwaltungsaufwand (also nicht wertschöpfende Kosten) für den Betrieb verursacht. Es besteht ein echtes Risiko, dass zusätzliche Nachhaltigkeitsberichte die Kosten für den Betrieb erhöhen, und damit auch die Lebensmittelpreise.
Wenn wir wollen, dass landwirtschaftliche Betriebe bezahlbare und nachhaltige Lebensmittel produzieren, müssen wir ihnen erschwingliche, benutzerfreundliche Werkzeuge für ihre Arbeitsprozesse zur Verfügung stellen.
Farmable bietet ein einfaches, mobiles Berichtswesen für den Wasserverbrauch sowie den Einsatz von Pflanzenschutz- und Düngemitteln. Du kannst es kostenlos herunterladen und für einen Pauschalpreis von 99 EUR/Jahr GlobalG.A.P.-konforme Berichte erstellen. Dies gilt für unbegrenzte Hektar und beliebig viele Teammitglieder.
Gesetzesänderungen wie die CSRD müssen deinen Erzeugerbetrieb nicht mit zusätzlichen Kosten oder mehr Verwaltungsaufwand belasten. Farmable kann dir die Sorgen abnehmen. Bleibe in deinem Tagesgeschäft gesetzeskonform und teile Nachhaltigkeitsdaten schnell und einfach mit allen Partnern deiner Wahl.
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